Die Geschichte der „Viktoria“ beginnt im Grunde genommen mit der Gründung des Kegelklubs Duselscheiber im Jahr 1921. Erst die 1978 erfolgte Fusion mit den Duselscheibern – einem der ältesten Kegelklubs Bayerns und Gründungsmitglied des Bayerischen Keglerbundes – macht aus der 1953 gegründeten Viktoria einen 75 Jahre alten Sportverein. Die Chronik wird demnach bis zum Tage des Zusammenschlusses der beiden Klubs aus zwei Einzelgeschichten bestehen, gefolgt von einem Teil 3.
Inhalt
Chronik Teil 1
Der heutige Geschichtsschreiber kann sich hinsichtlich der Chronik der Duselscheiber auf offizielle Daten stützen: In der Festschrift „60 Jahre Bayerischer Sportkegler-Verband e.V.“ vom Juli 1982 ist der Beitritt des Kegelklubs in den Bayerischen Kegelbund dokumentiert. Die „Aufnahmskarte“ weist den Beitritt am 13. September 1922 auf, nachdem 1921 die Kegelbrüder Peter Dieret, Jakl Greßmann, Albert Naumann und Konrad Hahn den Kegelklub ins Leben gerufen hatten. Daneben existiert ein handgeschriebenes „Familienbuch“, das mit den „Statuten des Kegelklubs Duselscheiber“ beginnt und auf 177 Seiten fein säuberlich die Vereinsangelegenheiten enthält. Eine wahre Fundgrube. Die nachfolgenden Schilderungen stammen fast ausschließlich aus besagtem Buch und werden teilweise wörtlich zitiert.
In § VIII der Statuten heißt es z. B. „Der wöchentliche Beitrag kann jederzeit den Verhältnissen entsprechend erhöht werden“ – ein Traum für heutige Vereinsvorstände. Am 26. Oktober 1924 eröffnet der Herr Vorstand Munz 1. die General-Versammlung, anwesend waren 8 Mann. Als neue Verwaltung wurde zum Vorstand einstimmig Munz sen. III, zum Kassier Munz II gewählt.
In fast allen Generalversammlungen, die ausschließlich vom Vorstand und dem Kassier bestritten werden – einen Sportwart kannte man noch nicht – wird über 5er-Mannschaften mit 50 Kugeln oder über 20 Kugeln und Bilderkegeln diskutiert. Genauso wichtig jedoch waren auch die gesellschaftlichen Belange. Zitat: „Kegelbruder Reichert erklärte sich bereit, für Musik zu sorgen und es wurden gleichzeitig für diesen Zweck von der Vereinskasse 10 Mark genehmigt … Außerdem erhält jeder Kegelbruder 1 Mark Biergeld… Jeder Kegelbruder ist berechtigt, eine Dame einzuführen, welche das Recht hat, das Preiskegeln mitzumachen. Als Preise für die Damen bringt jeder Kegelbruder eine Kleinigkeit mit… wird beauftragt, an die Humbser-Brauerei zu schreiben, um vielleicht Freibier zu erhalten.“
So füllen jährlich mindestens zwei Generalversammlungen die Seiten. Interessant, daß sich auch im Sport der Zeitgeist wiederspiegelt. Die Versammlung vom 19.11.32 eröffnet und beschließt der Vorstand. Der nächste Eintrag lautet dann: „Führerwahl. Anschließend an den Klubabend fand am 16. November 1933 die Führerwahl des Klubs statt. Als Klubführer wurde einstimmig Georg Munz bestimmt.“ So wurde über Nacht ein und die selbe Person vom Vorstand zum Führer. Die Einflußnahme des Staates selbst bis in die kleinsten Gliederungen fand offensichtlich beim Kegelklub Duselscheiber keine große Gegenliebe. Nach dem Bericht über die Versammlung vom 28.11.36 erfolgte kein Eintrag mehr.
Fortgesetzt wird die Chronik mit der ersten Nachkriegsversammlung am 17.1.48. Wie schon 1921 bei der Gründung war es Peter Dieret, der spätere Ehrenvorsitzende des Klubs, der die Initiative ergriff und heimgekehrte ehemalige Kameraden zusammentrommelte. Fünf Alt- und zwei Neumitglieder hatten sich eingefunden, um die Duselscheibertradition wieder aufzunehmen. Auch begegnet uns in dem Buch 1948 erstmals der Name Schnetz. Heute, im Jubiläumsjahr, spielt Matthias Schnetz nach seinem Urgroßvater Otto (Eintritt 1928), seinem Großvater Willi (Eintritt 1938) und seinem Vater Reiner in der vierten Generation um Holz und Punkte.
Rasant war die Mitgliederentwicklung in den ersten Nachkriegsjahren. Bei der Generalversammlung am 30. Dezember 1950 waren bereits 28 Mitglieder eingetragen, die 1 .597,40 DM Jahreseinnahmen verbuchten, aber auch 1 .426,49 DM verbrauchten. Manch einer, der nur die heutigen Verhältnisse kennt, wundert sich über die gesellschaftlichen Aktivitäten in den sog. Aufbaujahren: zwei Faschingsbälle, Familienausflug, Herbstball, Weihnachtsfeier mit Kinderbescherung und natürlich die wöchentlichen Kegelabende mit zahlreichen sportlichen Wettbewerben sorgten für fast familiäre Verhältnisse im Klub.
1951 wurde das 30jährige Gründungsfest gefeiert. Zum Festabschluß im „Schwarzen Kreuz“ – der damaligen ersten Adresse in Fürth – war u.a. auch der legendäre Verbandsfunktionär Hans Baum erschienen.
Die nächsten Jahre und Jahrzehnte verliefen ohne nennenswerte Ereignisse.
1954 qualifizierte sich Duselscheiber mit der A- und B-Mannschaft zur Bayerischen Meisterschaft; die Zweite wird 3. Bayerischer Meister! Willi Schnetz wird
im gleichen Jahr 1. Vorsitzender und bleibt dies 24 Jahre lang bis zur Fusion mit der Viktoria, der Schriftführer von Duselscheiber, Georg Vogtmann, wird
1. Vorsitzender im Verein Fürther Sportkegler und nach 18 Jahren, nämlich 1972, Ehrenvorsitzender des Vereins.
Bei der Generalversammlung am 22.1.59 äußert ein Mitglied den Wunsch, eine Art Trainer anzustellen. Dem entgegnet der Vorsitzende, „dass eigentlich nur der Stand und der Lauf entscheidend sei“ – man sieht, die Installation eines Verbandslehrwarts war überfällig!
Schließlich das Protokoll der Generalversammlung vom 14.07.78; es lässt einiges von der Dramatik erkennen, die mit der vom Vorsitzenden vorgeschlagenen Fusion mit dem Sportkegelklub Viktoria verbunden war. Hauptgrund für den Schritt war das Ausscheiden einiger Spitzenkegler und Bedenken, dass durch die Einführung der 6er-Mannschaften der Verbleib in der erreichten Spielklasse nicht mehr gewährleistet erschien. Nach langem Hin und Her stimmten bei zwei Enthaltungen 13 für und 5 Mitglieder gegen die Fusion.
Das „Familienbuch“ endet mit folgendem Eintrag: „Und damit schließt der Chronist die Aufzeichnungen des bisherigen Sportkegelklubs Duselscheiber nach 57 Jahren. Juli 1978.“
Chronik Teil 2
Die aktiven Jugend-Kegler Herbert Binder, Robert Heinlein und Eugen Lehmeier konnten im Frühjahr 1953 einige junge Leute für ihren Sport begeistern und nach ein paar Wochen „wildem“ Gesellschaftskegeln gründete die Gruppe im August 1953 den Sportkegelklub Viktoria. Neben den bereits Genannten waren dies Ernst Guthmann, Bruno Hübner, Willi Paul, Andreas Herrmann und Manfred Lehmeier. Noch im selben Jahr trat der Klub dem Verein Fürther Sportkegler bei und wurde gleichzeitig Mitglied im BSKV.
Gespielt wurde Sonntagfrüh auf der Wilhemshöhe, wo eine Asphalt- und eine L-Bahn zur Verfügung standen, natürlich ohne Automatik, d.h. der Kegeljunge war eine ganz wichtige Person im Klub. Große Unterstützung fand der sportlich und organisatorisch noch recht unerfahrene Klub durch die zwei großen Fürther Klubs, dem SKK 1924 und dem SKK Kleeblatt. In diesem Zusammenhang sei heute noch Dank an die Adresse von Albert Lösel, Kurt Pesoldt, Jakob Dörfler und Ferdt Wellisch gerichtet.
1958 wechselte der Klub ins „Ronhofer Gärtla“; hier war eine neue Kegelanlage entstanden. Der Freitag wurde nun der Kegelabend und dies hat die Viktoria bis zum heutigen Tag beibhalten. Mit dem Wechsel stellten sich die ersten sportlichen Erfolge ein. Robert Heinlein, Andreas Herrmann und Manfred Lehmeier gewannen den von Oberbürgermeister Dr. Bornkessel gestifteten Bürgermeisterpokal.
Im Juli 1978 feierte die Viktoria ihr 25-jähriges Gründungsjubiläum. Weil man sportlich „in die Höhe“ kommen wollte und sich auch in gesellschaftlicher Hinsicht von einem mitgliederstarken Klub einen Aufschwung erhoffte, wurde die bereits auf den MTV-Bahnen gelebte Gemeinsamkeit mit den Duselscheibern
wieder aufgenommen – am Ende erfolgte eine „Eheschließung“ zum 1. August 1978.
Chronik Teil 3
Aus den Sportkegelklubs „Duselscheiber“ und „Viktoria“ wurde also zum 1. August 1978 der „1. Sportkegelklub Viktoria 1921 Fürth“. Im Grunde ein Wortungetüm, weshalb sich der Chronist weiterhin mit der Kurzform „Viktoria“ begnügt.
Grundsätzlich ist eingetreten, was sich die beiden Klubvorstände Willi Schnetz und Manfred Lehmeier von der Fusion erhofft hatten: Sportlich (darüber wird an anderer Stelle berichtet) und auch gesellschaftlich ging es aufwärts. Es folgte die große Zeit der Reisen: Paris, Rom, London (gemäß dem Motto „Adel verpflichtet“ wohnte man in der „Viktoria-Suite“), Budapest, Prag, noch einmal Paris, Kopenhagen, Alassio, Nizza – kaum eine namhafte europäische Stadt wurde ausgelassen. Und die diversen Feiern: Unter der Regie von unserem Multitalent Heinz Wiegel spielten „unsere Mädels“ Theater und es kam zu umjubelten Auftritten der „Viktoria-Singers“.
Die jährlich stattfindenden Schafkopfturniere der Viktoria sind im Verein ein Ereignis, dem die Kartler entgegenfiebern 1995 wurde es zum 10. Mal durchgeführt. Nach drei Jahren Walter Köhler als Vergnügungswart – in seiner Zeit waren mehrtägige Wandertouren mit Aufenthalten in Berghäusern am Spitzingsee angesagt – stagniert es momentan ein wenig im Klub. Muß wieder eine Fusion für neuen Aufschwung sorgen? Mit Sicherheit nicht!
Was viele Klubs bereits probiert haben, aber letztlich nicht durchhalten konnten, läuft bei der Viktoria nun schon 11 Jahre lang: Dank unseres Sportwarts Uwe Fleischmann erscheint regelmäßig das „Viktoria-Blättla inzwischen wird die 35. Ausgabe erwartet. Ein Service, den viele Mitglieder schon als Selbstverständlichkeit betrachten, ohne einmal nachzudenken, wieviel Arbeit jede einzelne Ausgabe verlangt.
Von 1987 bis 2000 „sponserte“ die Firma Noba Normteile GmbH in der Person des Prokuristen Dieter Strattner unseren Klub.
Noch ein Wort zum derzeitigen Klubvorstand: Die meisten Fürther Sportkegler und auch die Mitglieder der Viktoria selbst können sich den Klub ohne seinen Vorstand Manfred Lehmeier nicht vorstellen. Viktoria ist Manfred Lehmeier, Manfred Lehmeier ist die Viktoria. Selbst Gründungsmitglied übernahm er 1972 die Funktion des Klubvorstands. Daneben stellte er sich für die unterschiedlichsten Aufgaben im Verein Fürther Sportkegler zur Verfügung und in der Region kennt man ihn auch als Spielleiter. Danke Manfred!
Im Juni 1996 feierte die Viktoria ihr 75 Jähriges Jubiläum. Zu diesem Anlaß veranstalteten wir vom 21.-23. Juni erstmals den NOBA-CUP. Ein Einzelwettbewerb im K.O. -System mit einem Preisgeld von insgesamt 1800 DM. Am darauffolgenden Wochenende gab es ein mit Spannung erwartetes Freundschaftsspiel gegen den mehrfachen Deutschen Meister und Europapokalsieger Viktoria Bamberg. Nach einer ganzen Woche feiern gipfelte dies zum Schluß am großen Festabend in der Kartoffel in Fürth.
2004 gelingt der Viktoria nach 10 Jahren die Rückkehr in die Regionalliga Mfr./Opf..
Nach zwei zweiten Plätzen in den beiden letzten Jahren konnten sich die 1.Mannschaft diesmal vor allem dank einer überragenden Rückrunde (20:2 Punkte)
die Meisterschaft in der Bezirksoberliga sichern.